Georg Weise


Georg Weise (*26.02.1888, †31.01.1978) war über den Zeitraum von 40 Jahren am Kunsthistorischen Institut tätig: nach seiner Habilitation 1914 zunächst als Privatdozent, ab 1920 als außerordentlicher Professor und von 1921 bis 1954 als Ordinarius. Weise hatte 1911 mit einer geschichtswissenschaftlichen Arbeit promoviert, fokussierte seine Forschung und Lehre anschließend aber zunehmend auf die Architektur und Plastik des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Vor allem während der Kriegszeit widmete er sich auch der deutschen, insbesondere der schwäbischen Kunst. Sein Hauptaugenmerk lag auf der Kunstgeschichte Spaniens, deren Entwicklung er mit großem Aufwand untersuchte. Diesbezügliche Studien wie die mehrbändige und reich bebilderte Publikation Spanische Plastik aus sieben Jahrhunderten beruhten auf Forschungsreisen, während derer Weise umfangreiche Fotokampagnen anleitete.

Trotz der geringen Größe des Instituts, der beschränkten finanziellen Mittel und der Einschränkungen infolge des 2. Weltkriegs schaffte es Weise, die Bibliothek sowie die Dia- und Fotosammlung kontinuierlich auszubauen. Möglich wurde dies, weil es ihm wiederholt gelang, Geldspenden und Stiftungen zu gewinnen; auch seine Privatassistentin Luise Böhling wurde zehn Jahre aus Stiftungsmitteln bezahlt. Er war an der Einrichtung eines Fördervereins, dem 1923 gegründeten Universitätsbund, maßgeblich mitbeteiligt und brachte sich in die städtische Kulturpolitik ein, etwa als Organisator der ersten Ausstellungen des Tübinger Kunstgebäudes.

Kurz nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten geriet Weise heftig in die Kritik des Württembergischen Kultministers Christian Mergenthaler, der sich bei der Universität über die angeblich „ablehnende Haltung zum Deutschtum und [das] bevorzugt[e] Interesse für ausserdeutsches Wesen“ auf Seiten des Professors beschwerte. Vorausgegangen war ein Artikel, in dem Weise einen Vortrag von Paul Schultze-Naumburg und den Kampfbund für deutsche Kultur öffentlich kritisierte. Weise wurde daraufhin am 20. April 1933 vom Ministerium beurlaubt; eine Maßnahme, die nach fünf Monaten wieder aufgehoben wurde.

Während seiner Amtszeit spielten vermehrt auch Frauen eine Rolle am Institut. So vergab er die Assistentenstelle wiederholt an Wissenschaftlerinnen, wie etwa Gertrud Otto und Marielene Putscher. Gegenüber universitären Stellen machte Weise klar, dass die „[Damen] überwiegend verwaltungstechnische Arbeit“ zu verrichten hätten und wissenschaftliche Weiterqualifikation kaum denkbar sei. Versuchte er Kunsthistorikerinnen an das Institut zu holen, argumentierte er hingegen anders: So heißt es 1943 in einem Brief an Lieselotte Möller, die Verwaltungsarbeiten seien „nicht so umfangreich“, es bestehe die Möglichkeit „wissenschaftlich tätig zu sein“ und er stelle sich eine enge Zusammenarbeit bei wissenschaftlichen Forschungen vor.

Georg Weise Ein halbes Jahrhundert. Auch nach seiner Emeritierung im Jahr 1954 blieb Weise dem Institut verbunden. | Foto: Charlotte Kröger, 1966, UAT
Karteikarte Georg Weise Die 1936 erstellte Personalkartei führt Lebensdaten, Kriegs- und Fronteinsätze, Truppenzugehörigkeiten und militärische Ehrungen auf. Mitglied in NS-Organisationen war Weise nicht.
Beurlaubung Weise Unfreiwillige Auszeit. 1933 wurde Weise aufgrund eines kritischen Zeitungsartikels für fünf Monate vom Württembergischen Kultministerium beurlaubt.
Ausstellung Bonatzbau Archiv Weise. Weise sammelte zahlreiche Regalmeter Bildmaterial, vorrangig zur Kunst und Architektur Spaniens und Frankreichs. | Foto: Daniela Wagner